In unserer Artikelserie zu Outdoor Sportarten nehmen wir uns heute klettern vor (unseren Artikel zum bouldern findet ihr hier, unseren Artikel zum Trekking findet ihr hier).
Wir wollen euch zu diesen Kletterthemen informieren:
- Wie hat sich klettern entwickelt?
- Wie sichert man beim Klettern?
- Welche Ausrüstung brauche ich für das Klettern?
- Wie wird die Schwierigkeit einer Route angegeben?
- Wie kann ich passende Routen finden?
- Wo kann ich klettern lernen?
- Welche Arten des Kletterns gibt es?
Wie hat sich klettern entwickelt?
Klettern ist in den letzten Jahren immer mehr zu einem Breitensport geworden. Vor einigen Jahren waren Kletterer noch wahre Exoten. Viele von ihnen wurden als sonderbare Bergmenschen betrachtet.
Heute schießen in jeder größerer Stadt die Kletterhallen aus dem Boden. Diese Entwicklung rückt immer mehr die positiven Auswirkungen des Kletterns in den Vordergrund. Dazu zählen unter anderen die Stärkung der Muskulatur, Training der Konzentration, Überwindung von Höhenangst. Ein positiver Aspekt des Kletterns ist insbesondere die Stärkung der Rückenmuskulatur. Die Arbeit vor Computern in sitzender Position lässt diesen Punkt besonders wichtig erscheinen.
Wie sichert man beim Klettern?
Wenn ihr beim Klettern sichert (Ausnahmen siehe weiter unten Free Solo und Deep Water Soloing), dann könnt ihr das mittels folgenden Formen machen:
- Vorstieg
- Toprope
- Sicherungsautomat (Selbstsicherung)
Beim Vorstieg nimmt der Kletterer das Seil von unten nach oben mit. Die Sicherung erfolgt über Express-Schlingen (Expressen). Diese sind entweder bereits in Bohrhaken angebracht, oder werden vom Kletterer eingehängt.
Beim Toprope ist das Seil bei einem Bohrhaken oder Umlenker eingehängt. Das bedeutet, dass der Kletterer das Seil von oben bekommt. Die Sicherung erfolgt in der Regel mit einem Sicherungsgerät.
Der Sicherungsautomat in Kletterhallen erlaubt klettern ohne Sicherungspartner. Dabei wird das Sicherungsseil mit 2 Karabiner mit dem Sicherungsgurt verbunden.
Welche Ausrüstung brauche ich für das Klettern?
Seil
Kletterseile gibt es in diesen Formen: Einfachseil, Halbseil und Zwillingsseil. Zu Beginn deiner Kletterkarriere wirst du normalerweise mit dem Einfachseil in Berührung kommen.
Die Sicherheitsmerkmale von Einfachseilen, welche im deutschsprachigen Raum am Markt sind, sind genormt. Außerdem müssen sie sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren nach der europäischen Norm EN 892 erfüllen.
Wichtig bei der Auswahl des Kletterseils ist die Kompatibilität mit dem eingesetzten Sicherungsgerät. Hier ist die Seildicke, zwischen 8,9 und 11 mm, das entscheidende Merkmal.
Kletterschuhe
Kletterschuhe liegen sehr eng am Fuß an und erlauben somit ein gutes Gefühl am Fels oder an Klettergriffen. Ein Unterscheidungsmerkmal der Schuhe ist der Grad der Vorspannung. Das bedeutet, je extremer die Vorspannung ist desto mehr Druck bekommt ihr auf die Zehen. Damit wird eine bessere Kraftübertragung ermöglicht.
Diese Vorspannung führt zu einer Verminderung des Komforts. Bei Kletterneulingen empfehlen wir wenig Vorspannung, in diesen Schuhen könnt ihr (halbwegs) entspannt längere Zeit verbringen.
Helm
Wenn ihr draußen klettern geht, dann ist ein Helm unbedingt erforderlich. Dieser schützt euch vor Steinschlag oder auch von irrtümlich verlorenen Sicherungsgeräten.
Sicherungsgerät
Bei den Sicherungsgeräten unterscheidet man vor allem zwischen Tubern und Halbautomaten.
Tuber werden als Körpersicherung verwendet. Das bedeutet, dass der Sichernde das Sicherungsgerät bei seinem Klettergurt eingehängt hat. Durch die Konstruktion dieser sehr einfachen Sicherungsgeräte erfolgt eine dynamische Bremswirkung.
Halbautomaten blockieren bei einer ruckhaften Zugbewegung automatisch. Sie funktionieren im Prinzip gleich wie Sicherungsgurte im Auto. Der bekannteste und am häufigsten eingesetzte Halbautomat ist Grigri von Petzl.
Expressschlingen (Expressen), Karabiner, Bandschlingen
Karabiner werden beim Klettern in verschiedenen Formen eingesetzt. Bekannte Vertreter sind Schraub- oder Tri-Lock-Karabiner. Bei diesen Arten ist eine versehentliche Öffnung des Karabiners durch Sicherheitsvorkehrungen erschwert.
Bandschlingen werden aus besonders robusten Kunstfasern hergestellt. Diese werden ringförmig vernäht und haben eine extrem hohe Tragkraft. Bandschlingen dienen der Selbstsicherung und dem Standplatzbau.
Expressschlingen, auch Expressen genannt, sind 2 Karabiner welche mit einer Bandschlinge verbunden sind. Damit kann im Vorstieg die Sicherung erfolgen. Dabei kann der Kletterer entweder selber Expressen am Klettergurt mitnehmen, oder bereits an den Bohrhaken befestigte Expressen verwenden.
Optionale Ausrüstung
Beim Klettern empfehlen wir wie beim bouldern einen Chalkbag mitzunehmen. Dieser Chalkbag gefüllt mit Magnesia ermöglicht durch trockene Hände einen besseren Kontakt zum Fels oder zu den Klettergriffen in der Halle.
Die Bekleidung spielt beim Klettern eine wichtige Rolle. Diese sollte vor allem eine große Bewegungsfreiheit erlauben. Bei Kletterhosen sind dehnbare Materialien zu empfehlen. Bei sonnigen Wetter reicht ein T-Shirt. Sollte es Regen oder Wind geben, empfehlen wir die Verwendung von Regen- oder Softshell-Jacken.
Wie wird die Schwierigkeit einer Route angegeben?
Für die Einstufung der Schwierigkeit einer Kletterroute werden verschiedene Skalen eingesetzt:
- UIAA
- Französische Skala
- Australien
Die UIAA (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) Skala wird in Mitteleuropa verwendet. Die Bewertung einer Route erfolgt mit römischen oder arabischen Ziffern mit der Auf- und Abstufung von plus und minus. Eine Beispiel für eine Bewertung ist VI+.
Die Französische Skala wird in arabischen Ziffern gemeinsam mit a, b oder c angegeben. Das Beispiel der UIAA Bewertung VI+ lautet übersetzt in die Französische Skala 6a.
Die Australische Skala wird in arabischen Ziffern angegeben. Das Beispiel UIAA VI+ und 6a der Französischen Skala ist 18 bei der australischen Bewertung.
Einen Vergleich der verschiedenen Skalen/Bewertungen findet ihr hier.
Wie kann ich passende Routen finden?
In Kletterhallen werden normalerweise alle Schwierigkeitsstufen abgedeckt. Das bedeutet, dass Routen sowohl für Anfänger als auch für Kletterprofis vorhanden sind. Bei den Hallen gibt es Übersichtspläne, welche die Routen mit ihren Bewertungen ausweisen. Diese sind oft im Internet vorhanden, d.h. ihr könnt euch im Vorfeld über interessante Routen informieren.
Für die Klettergebiete draußen gibt es eine Vielzahl von Kletterführern. Diese Sammlungen in Buchform beschreiben detailliert die einzelnen Routen in Klettergebieten. Ein Beispiel einer Google-Suche ist „Kletterführer Frankenjura“, welche euch eine Vielzahl von Kletterführern für dieses beliebte Gebiet anzeigt.
In Österreich gibt euch das Portal bergsteigen.com eine große Sammlung von Klettergebieten. Die einzelnen Routen könnt als Topo-Beschreibungen ausdrucken.
In Deutschland liefert die Seite Felsinfo des Deutschen Alpenvereins viele Informationen zu den Klettergebieten.
In der Schweiz bietet die Seite Kletterportal.ch viele Inforationen zu Klettergebieten.
Wo kann ich klettern lernen?
Mittlerweile werden in in jeder größeren Stadt/Gemeinde Kletterkurse angeboten. Deshalb könnt ihr über eine Google Suche mit „Kletterkurs + Stadt“ eine Vielzahl von Kletterkursen finden. Ein Beispiel mit Kletterkurs München liefert euch Kletterkurse zu allen Levels. Das bedeutet, es gibt Kletterkurse sowohl für absolute Anfänger als auch für sehr fortgeschrittene Kletterer.
Welche Arten des Kletterns gibt es?
Beim Klettern am Felsen (ausgenommen Formen wie mixed- oder eisklettern) kann eine Unterscheidung nach diesen Arten erfolgen:
- Alpinklettern
- Technisches Klettern
- Sportklettern
- Bouldern
- Free Solo
- Deep Water Soloing
Das Alpinklettern stellt die ursprüngliche Form des Kletterns dar. Hier wird mittels Seilsicherung und der Hilfe von Geländeformen gesichert. In der Regel werden beim Alpinklettern Mehrseillängen gemacht.
Technisches Klettern wurde mit dem Aufkommen von technischen Hilfsmittel bekannt. Dabei wurde in der Extremform jedes technische Hilfsmittel eingesetzt. So wurden Routen mit Haken in sehr kurzen Abständen „raufgehämmert“. Diese Form des Kletterns wird aktuell sehr selten eingesetzt.
Beim Sportklettern geht es vor allem um die Ausreizung des maximalen Schwierigkeitsgrades. Dabei kann der zeitliche Aufwand bei einer Route sehr hoch sein, da viele Versuche bei Schlüsselstellen benötigt werden.
Bouldern haben wir euch bereits bei diesem Artikel näher gebracht.
Free Solo ist die extremste Form des Kletterns. Dabei wird ohne Sicherung geklettert. Das bedeutet, jeder Fehler kann die schlimmsten Folgen haben. Der bekannteste Vertreter dieser Form ist Alex Honnold.
Deep Water Soloing wird auch ohne Sicherung durchgeführt. Jedoch schlägt der Kletterer bei dieser Art nicht auf Fels oder Boden auf, sondern taucht in Wasser.
Fazit Klettern
Klettern hat sich in den letzten Jahren zu einem Massensport entwickelt. Wenn du auch diesen genialen Sport ausprobieren magst, hier unsere wichtigsten Punkte:
- Ausrüstung: für deine Kletterabenteuer brauchst du u.a. Seil, Kletterschuhe, Helm und verschiedenes Sicherungsmaterial
- Schwierigkeit einer Route: diese werden nach unterschiedlichen Skalen bewertet. Mit dieser Bewertung weißt du, auf was du dich einlässt
- Passende Routen: In Kletterhallen kannst du bei einem Übersichtsplan sehen, welche Routen für dich passen. Für das Klettern draußen gibt es viele Kletterführer und Portale mit Gebiets- und Routenbeschreibungen
- Lernen: Kletterkurse werden in fast allen Kletterhallen in größeren Städten/Gemeinden angeboten